Deindustrialisierung? Warum es keine nachhaltige Zukunft ohne Innovation gibt

Liebe Freundinnen und Freunde der Zukunft,

 

hier einmal ein Blick in einen Themenstrang, mit dem wir in unserer Arbeit und in der Kommunikation mit den Kunden in letzter Zeit intensiv befasst waren.  Um es auf den Punkt zu bringen: Geht es bergab mit Deutschland und wie sind unsere Zukunftsaussichten?

 

Frage 1: Brauchen wir überhaupt technologische Innovationen? Sollten wir nicht lieber darauf achten, intelligent zu schrumpfen und damit die Erde zu schonen? Falsch!

 

Wachstum war noch nie ein Selbstzweck. Es hat immer bestimmten Interessen von Menschen und Organisationen gedient. Weswegen ist es so wichtig, dass wir gerade jetzt, angesichts eines sich beschleunigenden Klimawandels, der außer Kontrolle zu geraten droht, auf Wachstum und (technologische) Innovationen setzen müssen? 

 

Gegenfrage: Was wäre passiert, wenn wir nicht auf die epochale Innovation der Solarenergie zurückgreifen könnten? Wir befänden uns heute, im Jahr 2024 auf dem energietechnischen Stand von 1920, für den Klimawandel hätten wir keine Lösung und wären ihm komplett ausgeliefert. Hätten wir mal früher Maßnahmen zur Eindämmung der Erderwärmung ergriffen (spätestens zu Beginn der 1980er Jahre lagen wissenschaftliche Erkenntnisse zum Klimawandel vor), hätten wir das Thema in einer politisch weniger gestressten Lage abhandeln können, Veränderungen wären leichter durchsetzbar gewesen.

 

Frage 2: Rächt sich jetzt unser weltfremdes Denken von einer sozial-ökologischen Transformation? Falsch 

 

Erleben wir gerade nicht so etwas wie eine Deindustrialisierung?! Falsch. Die durch Putins Krieg verursachte Inflation bei Energie und Lebensmittel hat eine dynamischere (und konfliktfreiere) Transformation ausgebremst. Von Deindustrialisierung kann jedoch keine Rede sein. Wir können Deindustrialisierung bis in den Mittelstand hinein abwenden, indem wir endlich eine Regionalpolitik verfolgen, bei der die Betriebe massiv auf Zukunft eingestellt werden. Und das bedeutet: Digitalisierung und Dekarbonisierung. Nur so können wir unsere Industrie erhalten. In der digitalen Welt und in der nachhaltigen Produktion werden auch künftig Industriejobs entstehen. 

 

Frage 3: Sind wir industriell und technologisch nicht längst hoffnungslos zurückgefallen? Falsch. 

 

Die Epoche zwischen 1990 und 2010 werden wir vielleicht einmal als die Epoche des industriepolitischen Schlafwandelns bezeichnen (Angela Merkel: "Politik des Machbaren"). Weil es uns so gut ging, das Erdgas zu Discountpreisen floss und weil wir uns so kuschelig wiedervereinigt fühlten, haben wir die BigTech-Epoche (GAFA) schlicht verpennt. 

 

Diese Epoche geht zu Ende. Laut „Innovationsindikator 2024“ ist Deutschland in diesem Jahr um zwei Plätze zurückgefallen und liegt aktuell auf Platz 12 unter 35 Volkswirtschaften. Unter den großen Industrienationen liegen wir jedoch weiterhin auf Platz zwei, hinter Südkorea. Große Chancen bieten sich der deutschen Wirtschaft auf mehreren Zukunftsgebieten. Der neue Fraunhofer-Chef Holger Hanselka erklärte im Oktober gegenüber dem Handelsblatt: „In der Kategorie Schlüsseltechnologien steht Deutschland insgesamt erneut auf Platz 7. Besonders bei Technologien für die Kreislaufwirtschaft (Platz 1), innovativer Produktionstechnologie (Platz 2) sowie Energietechnologien (Platz 3) schneiden wir gut ab.“ Dagegen sind Platz 10 in der Digitalen Vernetzung und Platz 17 bei Biotechnologie lediglich Mittelmaß. 

 

Zusammenfassend: Die Stimmung hierzulande ist deutlich schlechter als die Lage. Das große Versäumnis besteht darin, dass es bislang nicht gelungen ist, die Menschen an der Transformation teilhaben zu lassen. Vor allem scheitern wir in Deutschland gerade daran, dass wir - nach wie vor - die Realität der Transformation nicht zur Kenntnis nehmen wollen. 

 

Die VW-Krise zeigt das mustergültig: Die Veränderungszumutungen sind seit mehr als zehn Jahren bekannt (veränderte Wertschöpfung durch Antriebswechsel, weniger Teile am e-Auto, weniger Jobs) – das hat das Management dazu bewogen, in Schockstarre vor den Konsequenzen zu verharren. 20 Prozent der Arbeitsplatzverluste waren bekannt. Die Vogel-Strauß-Politik droht jedoch noch zu wesentlich höheren Arbeitsplatzverlusten zu führen, wenn es nicht gelingt, an der Innovationsspitze zu bleiben. Ursächlich für diese Gefahr sind nicht zuletzt die Versuche der vergangenen zwei Jahren, das Verbrenner-Aus aufzuschieben. 

 

Gehen wir noch einen Schritt weiter: Soziale und ökonomische Nachhaltigkeit gelingt nur, wenn wir technologisch innovativ bleiben. Ein wichtiger Effekt dieser Strategie („Nachhaltigkeit durch Innovation“), weißgott kein Nebeneffekt: Technologischer Fortschritt, das belegen Studien, haben immer auch zu moralischen Fortschritten geführt. Und (zurück zu den Fragen 1 bis 3): Nur dank des Fortschritts der letzten 100 Jahre sind wir zu einer Energiewende imstande. Das heißt: Wenn der Stand unserer Technologien nicht nachhaltig ist, gelingt uns keine nachhaltige Zukunftsentwicklung.

 

Bleiben Sie hellwach!