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Was wäre, wenn Milliardäre Wärmepumpen für alle spendieren?

Bevor die US-Wärmewende wie hierzulande von populistischen Geisterfahrern geschreddert wird, könnte sie von Milliardären problemlos durchfinanziert werden. Es gibt sogar einen Plan dafür

 

Was wäre, wenn US-Milliardäre mal schnell Wärmepumpen für 70 Millionen US-Häuser kaufen würden? Die Rechnung ist ganz einfach. 737 Milliardäre, so die Kalkulation von „Rewiring America“, einer unabhängigen Forschergruppe, die sich mit der Dekarbonisierung und Elektrifizierung der USA beschäftigt, legen ihren Reichtum sinnvoll an und spenden 1,2 Billionen US-Dollar in Form von eleganten Wärmepumpen. Damit ließe sich in einem Land mit 334 Millionen Einwohnern und 70 Millionen Haushalten die Energiewende in kürzester Zeit organisieren.

Die Investition würde sich laut der wissenschaftlichen Studie von „Rewiring America“ durch die drastische Senkung der Strom-, Umwelt- und Gesundheitskosten sowie durch die Vermeidung wirtschaftlicher Schäden, ausgelöst durch den Klimawandel, schnell amortisieren.

 

Wärmepumpen arbeiten CO2-neutral und nutzen Erdwärme oder einfach Umluft, um Gebäude nahhaltig zu heizen. Klimaschädliches Erdgas muss nicht mehr von weit her importiert werden, um zur Verbrennung genutzt zu werden. Schlägt dann das letzte Stündlein für Energieversorger? Nein, denn die Versorgungsunternehmen verwenden für die vernetzte Erdwärme die gleiche Ausrüstung wie für Erdgasleitungen, sogar die gleiche Art von Rohren – statt klimaschädlichem Erdgas bringen sie jedoch warmes Wasser in Umlauf. 

 

In den USA beginnen sich gerade ohnehin immer mehr Versorgungsunternehmen zu fragen: Sind wir eigentlich ein Erdgasunternehmen oder sind wir ein Wärme- und Energielieferant?

 

US-Versorger fragen sich: Liefern wir Erdgas oder Wärme und Energie?

 

Im Gegensatz zum Komödienstadl um das Wärmegesetz hierzulande im vergangenen Sommer haben sich die Wärmepumpen in den USA schnell etabliert. 2023 wurden USA-weit 23 Prozent mehr Wärmepumpen als Erdgasheizungen verkauft – in einem politisch tief gespaltenen Land, wo die Wahl des Supermarkts und die Marke des Toilettenpapiers die politischen Präferenzen verraten. 

 

Gleichzeitig stehen die Versorgungsunternehmen unter wachsendem Druck, aus der Erdgasversorgung auszusteigen: Im vergangenen Jahr war New York der erste US-Bundesstaat, der Erdgas in nahezu allen Neubauten verbot. In Bundesstaaten wie Kalifornien, Vermont und Colorado müssen die Versorgungsunternehmen ihre CO2-Emissionen drastisch reduzieren. Das wird nicht gelingen, wenn sie weiterhin die gleiche Menge Erdgas liefern.

 

Darüber hinaus sind die Arbeitskosten für eine große Wärmepumpen-Wende sind überschaubar und werden in vielen US-Bundesstaaten großzügig über den „Infrastructure Investment and Jobs Act“ bezuschusst. So gelang es 2023 im Bundesstaat Maine, mit ordentlichen Rabatten die Zahl von 100.000 installierten Wärmepumpen zwei Jahre früher als geplant zu erreichen. Eine Vereinbarung unter neun Bundesstaaten zu Beginn des Jahres hat sich den Erfolg in Maine zum Vorbild genommen.  

 

Für Mehrfamilienhäuser gibt es eine Mini-Wärmepumpe 

 

Für die meisten Häuser ist derzeit eine „Luftwärmepumpe“ die beste Lösung: Mithilfe einer Außeneinheit entzieht sie sogar der kalten Winterluft Wärme und pumpt sie ins Haus. Im Sommer arbeitet sie dann in umgekehrter Richtung und fungiert als Klimaanlage. 

 

Aber was geschieht mit den Mehrfamilienhäusern, die rund ein Viertel des US-Wärmemarktes ausmachen? Hier drängt sich eine Innovation auf dem Gebiet der Wärmepumpentechnik auf, die bereits von dem Unternehmen Gradient aus San Francisco angeboten wird. Die deutlich kleineren und günstigeren (3.800 US-Dollar) Wärmepumpen von Gradient wurden ursprünglich für Besitzer von Appartements entwickelt. Der erfreuliche Abverkauf hat den Hersteller ermuntert, seine verschlankten Wärmepumpen auch für Mehrfamilienhäuser anzubieten. 

 

Also, ein guter Deal? Es wäre zweifellos ein guter Deal. Doch er wird nach aller Wahrscheinlichkeit nicht zustande kommen. Es lohnt sich, die Arbeit von „Rewiring America“ zu verfolgen. Der NGO gelingt es immer wieder, mit wissenschaftlichen Instrumenten darauf hinzuweisen, dass die Energiewende möglich und problemlos umsetzbar ist. Es fehlt weder an der Technologie noch an Geld. Was fehlt, ist der gemeinschaftliche Wille zur Lösung eines epochalen Problems.