· 

Ein „Normalo“ mit Spezialaufgabe für Harris

Tim Walz soll der Vize-Präsident an der Seite von Kamala Harris werden. Er ist der Normalo im Team, konnte sich aber auch schon als kluger Klimaschützer auszeichnen.

 

Weiß sollte er sein, männlich sollte er sein und idealerweise aus einem Swing-State, also einem jener Bundesstaaten (Pennsylvania, Michigan, Wisconsin) kommen, die bei der Wahl im November besonders umkämpft sein werden. bodenständig.

 

Harris‘ Entscheidung für Tim Walz, dem Gouverneur von Minnesota, Geschichtslehrer und Football-Coach, hat mit dessen volksnaher Art zu tun. Erwartet wurden eigentlich Akteure aus den Swing-States wie Gretchen Whitmer (Michigan) oder Josh Shapiro (Pennsylvania). Walz ist, genauer betrachtet, ein Politiker, der im mittleren Westen gezeigt hat, wie die sozial-ökologische Transformation gelingen kann.  

 

Walz ist eher der Typ, der von Haus zu Haus geht und den Menschen anbietet, den Ölstand in ihren Autos zu kontrollieren. Der Entbürokratisierer und ausdauernde Genehmigungsreformer für den Klimaschutz. „Coach“-Walz setzt sich ein für die queere Community ein und gilt als Waffenliebhaber (was bewegt einen Waffenliebhaber?)

 

Walz könnte Vance‘ Populismus als „weirden“ Komödienstadl entlarven

 

In den nächsten Wochen wird es interessant sein, zu sehen, wie das Team von Harris „Coach-Walz“ ins Rennen schickt. Er könnte zu einem entscheidenden strategischen Mosaikstein avancieren: Walz könnte in den Swing-States und anderswo die Vorbehalte gegenüber Kamala Harris (Upperclass, Akademikerin, Anwältin) ausbalancieren - wahrscheinlich besser, als dies Josh Shapiro gelungen wäre, der einen ganz ähnlichen Hintergrund wie Harris hat. 

 

In seinem ersten Statement richtete sich Walz direkt gegen J.D. Vance, Trumps Running Mate. Walz kennt das alte, weiße Amerika, er kommt selbst aus einem 400-Einwohner-Kaff in Nebraska, und mit diesem Hintergrund wird er Vance‘ (eigentlich ein Ultralibertärer und gelehriger Schüler von Peter Thiel) populistische Anbiederung an den „einfachen Mann“ entlarven. Darüber hinaus ist Walz ein erfahrener Parlamentarier und Landesvater. Vor der Kamera wirkt er sehr zugewandt und geerdet. Das eröffnet für die Harris-Kampagne die Chance, über den Normalo Walz die Populisten Trump und Vance als Spinner und Chaoten („Weired“) zu entlarven.

 

Tim Walz hat die Einführung von sauberen Energien und Elektrofahrzeugen in seinem Bundesstaat auf eine Weise vorangetrieben, die als vorbildlich für Maßnahmen der kommenden Demokraten-Administration gelten können. Er nutzte eine hauchdünne Mehrheit im Parlament von Minnesota, um ein Gesetz zu verabschieden, das den Staat verpflichtet, bis 2040 seinen gesamten Strom aus kohlenstofffreien Quellen zu erzeugen.

 

Umweltschützer schreiben Walz zu, Minnesota zu einem Vorreiter in Sachen Klimaschutz im Mittleren Westen gemacht zu haben. Verglichen mit Kalifornien und New York, wo Klimabestrebungen seit Jahrzehnten in Gesetze gegossen wurden, hat Walz in Minnesota für eine Energiewende-Politik gesorgt, die durch einen geduldigen Marsch durch die Institutionen geprägt war. Bürokratie wurde vereinfacht, Deckelungen von Wind und Solar aufgehoben. Vor allem auf dem Gebiet des ÖPNV hat Harris‘ Vize erstaunliche Durchbrüche erzielt. Minnesota hat sich unter Walz verpflichtet, bis 2040 CO2-neutral zu wirtschaften. Und mit dieser Erfolgsgeschichte soll er auch die Wähler:innen und Wähler in seiner Nachbarschaft in den Swing-States von einer Klimapolitik überzeugen, die umsetzbar ist, Jobs schafft und Wohlstand garantiert.