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Editorial Megatrend-Letter: Populismus kann keine Zukunft

Stets wenn ein Populist auftritt, dann geschieht das mit großem Brimborium. Dann wird mit dem Zaunpfahl gewunken, gerne wird Hemdsärmeligkeit demonstriert. Schließlich geht’s es in der Aufmerksamkeitsökonomie um nichts anderes als um Gesehenwerden. Es geht um einfache Botschaften in Großbuchstaben.

 

Aus diesen Gründen stand gestern Hubert Aiwanger, der stellvertretende bayerische Ministerpräsident, (LinkedIn spülte es mir in die Timeline) mit Helm und hervorgehoben in textmarkerfarbener Notfallweste (damit man ihn ja nicht übersieht) auf dem Gelände eines Kraftwerks herum und sprach in eine Kamera (Wer es sich wirklich anschauen möchte: bitteschön).

 

Populisten wie Hubert Aiwanger sind Politik-Darsteller. Sie tun so, als ob sie Tag und Nacht im Dienst des Volkes unterwegs wären. Sie tun so, als wäre ihre oberste Seinsbestimmung der Dienst am Mitmenschen und an der Allgemeinheit. Hört man ihnen genauer zu, tun sie am liebsten Folgendes: Sie reden auf unerträgliche Weise dem sogenannten „gesunden Menschenverstand“ (einem schwer verdaulichen Gemisch aus Halbwissen, Folklore und Demagogie) nach dem Mund, was angesichts komplexer Herausforderungen der Gegenwart nur zu verkürzten Antworten und untauglichen Lösungen führen kann. Politik soll jedoch nicht den Leuten nach dem Mund reden, sondern Zukunft planbar machen.

 

Als Politik-Darsteller wecken sie die gefährliche Illusion, als gäbe es sie noch, die guten und einfachen Lösungen. Die Populisten selbst haben keine Lösungen und keine Haltung zu den Dingen, in ihrem Kenntnis-befreiten Dagegensein verherrlichen sie höchstens die Vergangenheit und suggerieren, es könnte vielleicht doch alles so bleiben wie es ist.

 

Populismus gefährdet Demokratie, Ökologie und Ökonomie und ist deshalb für den Megatrend-Letter ein wichtiges Thema. In der aktuellen Ausgabe zeichnen wir nach, wie der Flirt mit dem Populismus in der EU und in den USA mittlerweile den Klimaschutz gefährdet; interessant ist zu beobachten, was passiert wenn Populisten regieren. Wir beobachten unseren Verkehrsminister dabei, wie er Bürgerinnen und Bürger erpresst, um von seinem Nichtstun abzulenken. In unserem Podcast „Zukunft zum Zuhören“ stellen wir das Konzept der Suffizienz vor, eine Nachhaltigkeitsstrategie, die unsere Welt auf einfache Weise besser machen könnte, in Zeiten des Populismus aber einen schweren Stand hat, weil es die Veränderungsfähigkeit des Menschen in den Mittelpunkt stellt. Desinformation - der Katechismus der Populisten - droht durch den Siegeszug der KI-Sprachmodelle das Internet zu schreddern. Auch hier stellen sich zukunftsrelevante Fragen: 1. Wo findet künftig seriöser Journalismus statt und 2. wer bezahlt ihn, wenn Suchergebnisse irgendwann hauptsächlich aus KI-Inhalten bestehen? 

 

Liebe Leserinnen und Leser, was können wir gegen Populisten tun? Sie mit zukunftsrelevanten Fragen und Trendwissen konfrontieren. Da Populisten keine Lösungen wissen, sind Fragen, die die Zukunft betreffen, ihre ärgsten Feinde. Nageln wir sie darauf fest, wie eine Alternative zur Energiewende konkret aussähe; fragen wir sie, was gegen den Pflegenotstand zu tun ist und wie wir Künstliche Intelligenz zu einer nachhaltigen Produktivkraft machen können.

 

Bleiben Sie hellwach! 

 

Ihr

 

Eike Wenzel