· 

Von den Wahrnehmungsstörungen der "Klima Champions" und anderen Reinwaschprogrammen

Ey, Mensch, toll! Die haben es echt kapiert, die haben den Schuss gehört. Unsere Unternehmen machen sich CO2-frei, und es passiert in rasender Geschwindigkeit. Selbst Shell hat es verstanden und steht kurz vor der Ernennung zum Grünen Hidden Champion. Wer hätte das gedacht. Mit den Ölprodukten von denen kannst du bald Salat anrichten. Das suggeriert zumindest ein Ranking von Brand Finance (noch nie gehört), auf die sich das Marketingfachblatt absatzwirtschaft bezieht. In der Untersuchung wurde der steile Indikator des „Sustainability Perceptions Value“ abgefragt.

 

Und siehe da, Shell einer der Nachhaltigkeits-Champion (Platz 1, wie nicht anders zu erwarten: Porsche). Offenbar ist das aber mit der „Perception“ so eine Sache. Und beim existenzbedrohenden Klimawandel geht es leider nicht primär darum, wer die höchste Aufmerksamkeit mit grüngewaschenen Faknews erzielt. Kurzum, vergessen Sie alles, wo gerade „klimaneutral“, „CO₂-neutral“ oder „klimapositiv“ draufsteht. Alles Greenwashing. Shell hat es tatsächlich geschafft - bislang straffrei - , auf einer Flasche Motorenöl, zu behaupten, der Schmierstoff sei CO2-neutral. Nach dieser Logik ist übrigens nicht nur Aldi CO2-frei, sondern auch DM und der 1. FC Köln. 

 

In unserem Megatrend-Newsletter September schauen wir genauer hin. Zurzeit wird häufig der Reinwaschgang eingelegt, um kommunikativ eine heile Welt vorzuspielen, während die Klimakatastrophe längst auch in Mitteleuropa angekommen ist. Wir fragen, ob die CO2-Abscheidung und -Speicherung überhaupt eine marktfähige Technologie darstellt (auch hier spielt Shell eine sinistre Rolle). Auch mit der hehren Idee des Sports waschen Autokraten (nicht nur Putin) immer häufiger ihre blutige Politik rein. 

 

Wenn Shell ein nachhaltiges Unternehmen ist, dann ist Donald Trump der Robin Hood der Umweltbewegung. Aber wie lässt sich gegen diesen Irrsinn vorgehen? Es ist frustrierend, immer nach den Regulierern zu rufen, doch die EU hat angekündigt, gegen das Greenwashing bis in die Finanzbranche hinein vorzugehen. Gedankt sei darüber hin aus der Deutschen Umwelthilfe, die seit Mai 2022 mehr als 30 Unternehmen wegen des Verdachts der Verbrauchertäuschung angeklagt hat. https://www.duh.de/themen/verbraucher/verbrauchertaeuschung/klimaneutral/

 

Auch ermutigende Nachrichten haben wir für sie. Joe Bidens Nationaler Infrastrukturplan bringt die postfossile Automobilität zumindest ein wenig voran. Und in Frankreich schafft Macron die Bedingungen für bezahlbare E-Mobilität. Volker Wissing, Verkehrs- wie auch Digitalisierungsminister und ein Freund dieses Newsletters, glänzt derweil mit Anreizsystemen, die vor allem ihm selbst und den Besserverdienenden nutzen. 

 

Greenwashing ist überall. Und ja irgendwie kein Zufall, dass wir in unserem Podcast „Zeit hoch drei“ die Frage stellen, ob die Menschheit für den Klimawandel schlicht zu doof ist.

 

Bleiben Sie hellwach!

 

Ihr

Eike Wenzel