Während sich für die sozialdemokratische Regierung in MacPom die Putin-Kumpanei und die Erdgas-Vergangenheit als Verhängnis erweisen, wird die Zukunft der Erneuerbaren immer greifbarer. Krieg und Subventionen könnten die Energiewende um bis zu 10 Jahre beschleunigen.
Die Preise für Erdgas, Öl und Kohle werden sich -trotz zwischenzeitlicher Abstürze - aller Voraussicht nach in nächster Zeit oberhalb der langfristigen Durchschnittswerte einpegeln. Für die Erneuerbaren Energien schafft das günstig Voraussetzungen, um im internationalen Markt weiter kräftig zu wachsen. Plötzlich entdecken auch die energietransformatorischen Vollverweigerer von FDP, CDU und SPD, dass Wind, Sonne, Wasser und Geothermie nicht nur in unendlichen Mengen als Energieträger vorhanden sind, sondern auch vor Ort zu immer niedrigeren, konkurrenzlosen Preisen geerntet werden können. Der Ukrainekrieg, so makaber das auch ist, hat in den Parteien erst den Blick für diese strategischen Vorteile frei gemacht. Welch wundersame Transformation!
Umweltstiftung MV: Putins sozialdemokratischer Waschsalon
Da erscheint einem das jahrzehntelange Antichambrieren der etablierten Parteien vor Putins Palastpforten und die von der Deutschen Bank geschmissenen Börsengänge russischer Unternehmen (samt glamouröser IPO-Party) historisch so entkoppelt wie ein lange zurückliegender Alkoholrausch (der Rausch des spottbilligen Fossilsprits für Deutschlands Wirtschaft und Wohnstuben). Wären da nicht diese enigmatische Umweltstiftung in Mecklenburg-Vorpommern und eine sozialdemokratische Ministerpräsidentin, die sich an nichts mehr zu erinnern vermag. Mittlerweile steht fest, dass durch eine Umwegfinanzierung über die dubiose Stiftung Unternehmen, die am Bau der Nordstream 2 Pipeline beteiligt und deshalb von US-Sanktionen bedroht waren, klandestin mit Spenden aus dem Kreml bezahlt wurden. Die hehre Umweltstiftung als sozialdemokratische Geldwaschanlage: statt direkt von der Nord Stream 2 gabs – sanktionsgeschützt - Bimbes von der ach so nachhaltigen Umweltstiftung.
Was an sich schon dreist genug ist und angesichts des Ukrainekriegs eine erschütternde Dimension erhält, wurde neuesten Ermittlungen zufolge jetzt noch getoppt. Um den Betrug im Dienste Putins zu einer richtig runden und glaubwürdigen Sache zu machen, betonten die in der MV-Regierung an dem Deal Beteiligten, dass die „Umwegfinanzierung“ von Nord Stream 2 selbstverständlich im Dienste der örtlichen Wirtschaft geschehen sei. Aktuelle Recherchen belegen allerdings, dass kaum ein nennenswertes Unternehmen aus dem strukturschwachen MacPom überhaupt in den Genuss des Geldes gekommen ist. Manuela Schwesig, die Ministerpräsidentin, die von alledem nichts gewusst haben will, wird zurücktreten müssen. Die Frage ist, was dann noch an Details zur sozialdemokratisch-pazifistischen Deal-Bromance mit Putins Regime zum Vorschein kommt.
Fortschritt by desaster: Krieg und Subventionen beschleunigen Energiewende um fünf bis zehn Jahre
Zurück zur Energiewende (bei der sich die Umweltstiftung MV wohl nur durch das Pflanzen von ein paar Alleenbäumen hervorgetan hat). Der britische „Economist“ hat sich anlässlich des Konflikts im niederrheinischen Lützerath um den – kriegsbedingten - Neuabbau von Braunkohle mit der Frage beschäftigt, ob der Ukrainekrieg die Energiewende möglicherweise ausgebremst hat. Das Ergebnis: Putins Angriffskrieg hat die Situation für den Hochlauf der Erneuerbaren sogar verbessert. Zwar wurden im vergangenen Winter speziell in Europa und in Japan und Südkorea mit insgesamt acht Milliarden Tonnen wieder 1,2 Prozent mehr Kohle verbrannt als im Vorjahr. Laut der Internationalen Energieagentur IEA wird der Kohleverbrauch bis ins Jahr 2025 auch weiterhin hoch bleiben. Verändern sich die Marktbedingungen bis dahin jedoch nicht grundsätzlich, sollte ab dann Erdgas über Flüssiggas-Terminals die Ära der Kohleverfeuerung endgültig beenden. Darüber hinaus, so die „Economist“-Experten, signalisieren seit 2017 um rund ein Drittel zurückgegangene Investitionen in Öl und Gas, dass die Förderung bis Ende der 2020er Jahre deutlich zurückgehen wird.
Als positive Variable rechnet der „Economist“ hinzu, dass im Jahr 2022 in der Weltwirtschaft um zwei Prozent weniger energieintensiv produziert wurde. Was sich nach wenig anhört, entspricht einem Effizienzsprung, wie er seit einem Jahrzehnt nicht mehr stattgefunden hat. Und die Forscher von McKinsey vermelden, dass im vergangenen Winter in Europa sechs bis acht Prozent weniger Strom verbraucht wurde. Dies sei vor allem auf die milde Witterung und die hohen Preise zurückzuführen. Zeitgleich stiegen zudem die Investitionen von Haushalten und Firmen in Erneuerbare (vor allem: Elektrofahrzeuge und Wärmepumpen) auf rekordverdächtige 560 Milliarden US-Dollar. Für Europa macht der „Economist“ überdies noch einen klaren Aufschwung bei der Neuinstallation von Solar (insbesondere in Deutschland) und einen 35-prozentigen Anstieg von europäischer Onshore-Wind-Installation geltend.
2022: Ukrainekrieg und energietechnologische Zeitenwende
Für den Zukunftsblick indes noch wichtiger: 2022 war tatsächlich das energietechnische Zeitenwende-Jahr, in dem die Investitionen in Erneuerbare (von 357 Milliarden US-Dollar im Vorjahr auf 490 Milliarden US-Dollar) die Investitionen in Fossile abgehängt haben. Die kriegsbedingte Energieklemme hat die weltweit größten Volkswirtschaften (USA, Inflation Reduction Act: 369 Milliarden US-Dollar für Greentech; EU: 270 Milliarden US-Dollar für Cleantech-Unternehmen, Verdopplung von Solar schon 2025 statt 2030) zu massiven Investitionen in Erneuerbare bewogen.
Die Risken, die in diesem Prozess natürlich nicht wegdiskutiert werden sollten: Die Preise beispielsweise für Metalle wie Aluminium, Kupfer und Stahl, die in hohen Mengen in Leitungen, Kabeln, Panelen und Turbinen für die Energiewende verbaut werden, sind durch den Ukrainekrieg deutlich angestiegen. Außerdem machen Zinserhöhungen vor allem den Betreibern von Wind- und Solarparks Probleme, da die Upfront-Kosten bei den Erneuerbaren deutlich höher liegen als bei den fossilen Technologien. Dem gesellen sich nach Analysen von McKinsey außerdem noch höhere Fracht- und Stromkosten hinzu - vor allem jedoch blockiere der eklatante Fachkräftemangel in den energetischen Zukunftsbranchen den schnelleren Ausbau. McKinsey hat für Europa berechnet, dass bis 2030 die Zahl der Energiewende-Fachkräfte vervierfacht werden müssen, um die Ziele der Energiewende zu erreichen.
Fazit
Die weltweit gigantischen Investitionen in erneuerbare Energien könnten noch deutlich effektiver eingesetzt werden. Ausschreibungen für Wind und Sonne müssen gerade hierzulande vereinfacht und beschleunigt werden. Auch steigende Zinsen, aufwändige Zulassungsbestimmungen und gestörte Lieferketten verlangsamen nach wie vor den Prozess. Ungeachtet dessen gehen die Forecaster des „Economist“ davon aus, dass die neue Energierealität, die durch den Angriff auf die Ukraine – by desaster – entstanden ist, die globale Energiewende um fünf bis zehn Jahre beschleunigen wird. Der Zubau an erneuerbaren Energien zwischen 2022 und 2027 um 2.400 Gigawatt übersteigt um ganze 30 Prozent die Prognose der IEA von 2021.